Wie wir arbeiten

… ist von Fall zu  Fall unterschiedlich.

 

Bei einem Ersttermin verschaffen wir uns erst einmal einen Überblick über die aktuelle Situation: Was führt die Menschen zu uns? Wie ist die soziale und finanzielle Situation? Welche eigenen Ressourcen stehen zur Verfügung und sind evtl. noch nicht aktiviert?

 

Bei der wirtschaftlichen Prüfung in Form einer detaillierten Einnahmen-Ausgaben-Rechnung schauen wir uns gemeinsam die Kontobewegungen der letzten Monate an. Wieviel bleibt am Monatsende zur freien Verfügung? Wo gibt es Einsparmöglichkeiten? Kann die Arbeitszeit angepasst werden oder sind ggf. staatl. Unterstützungen notwendig?  

 

Auch in die U-Hefte werfen wir einen Blick – einerseits, um uns über den Entwicklungsstand zu informieren, andererseits als erweiterten Teil der wirtschaftlichen Prüfung, denn sehr viele Anfragen haben mit teuren Rechnungen für Kindergesundheit zu tun, die nicht von der Krankenkasse übernommen werden, z. B. Brillen oder Kieferorthopädie.

 

Durch unsere gute Vernetzung als gemeinnütziger Verein mit Räumlichkeiten in einem öffentlichen Amt stehen uns bei Bedarf (und wenn offizielle Hilfen nicht ausreichen) vielfältige Möglichkeiten zur Verfügung , z. B.:

  • Kostenübernahme bei essentiellen Anschaffungen z.B. Mittagsbetreuungskosten, Lebensmittel
  • Vergabe von zinsfreien Darlehen (z. B. für Mietkaution, Elektrogeräte)
  • Vermittlung von Sachspenden aller Art: (fast) immer auf Lager haben wir gut erhaltene / teilw. neue Kleidungsstücke von der kleinsten Babygröße bis zu Damen- und Herrenkleidung in XXXL, Schuhe, Kleidung, Spielzeug, Bücher. Immer mal wieder erhalten wir auch größere Sachspenden wie div. Möbelstücke, Fahrräder, Matratzen, Waschmaschinen, Trockner, Kinderwägen, etc. die wir an Familien bei Bedarf weitervermitteln. Selbst Christbäume konnten wir schon erfolgreich an den Mann / Frau bringen :-)
  • Vermittlung eines Paten oder einer Patin , die als MentorInnen einem Jugendlichen bei Schulabschluss und Jobsuche unter die Arme greifen über unser Projekt Jugend in Arbeit
  • Vermittlung von Kontakten zu anderen Fachstellen im Netzwerk z. B. Schwangerschaftsberatung, Schuldnerberatung, Suchtberatung und -prävention, Beziehungscoaching
  • Exklusive Aktionen und Events z. B. Feriencamp, Workshops zu verschiedenen Themen wie z. B. gesunde Ernährung, Foto- und Malwettbewerbe, Wunschsterneaktion zu Weihnachten

 

Beispiele aus unserem Arbeitsalltag

 

Zinsfreie Darlehen

Wir werden häufig um Hilfe in Form eines Darlehens angefragt, denn viele Hilfesuchende möchten die Unterstützung nicht "geschenkt", sondern wollen diese selbst wieder zurückzahlen, wenn ein Engpass überwunden ist. Wir prüfen die wirtschaftliche Situation, die Möglichkeiten der weiteren finanziellen Entwicklung und ob es möglich ist, das Darlehen in Raten zurückzuzahlen. Beginn und Höhe der Ratenzahlungen vereinbaren wir individuell mit jeder Familie. 
So konnten wir schon einige Darlehen vergeben, z.B. um die Kaution für eine neue Wohnung zu zahlen. Dabei machen wir genauso wie das Jobcenter eine Abtretungserklärung - so dass wir die Sicherheit der Rückzahlung haben, wenn das Darlehen noch nicht ganz abbezahlt ist.

 

Ganz glücklich und stolz ist eine Mama - die vor einiger Zeit ihre letzte Rate an uns überwiesen hat. Sie ist zurück bei ihrer alten Arbeitsstelle, hat jetzt sogar eine Gehaltserhöhung bekommen. Mit dieser konnte sie das Darlehen sogar schneller als vereinbart zurückzahlen. 



Neuer alter Job
Frau A. hat unseren Kontakt vom Jugendamt bekommen, da sie auf der Suche nach einer Ferienbetreuung für den Sohn war. Ihr bot sich die Chance, wieder Fuß in ihrem alten Job zu fassen - allerdings sollte sie dazu schon während der Ferien wieder mit der Arbeit beginnen. Doch in der Zeit hatte auch der Kindergarten geschlossen und sie konnte sich mit ihrem ALG selbst keine Tagesmutter leisten. Sie wollte aber unbedingt wieder arbeiten. Ihre Motivation war spürbar und so wollten wir ihr Vorhaben gerne unterstützen. In Absprache mit der Tagesmutter konnten aus Spendengeldern der Rosenheimer Aktion die Kosten für die Ferienbetreuung übernommen werden. Einig Zeit später hat sich Frau A. mit einer schönen Nachricht zurückgemeldet: sie hat die Probezeit erfolgreich beendet, hat sehr gute Rückmeldungen von Seiten des Arbeitgebers und ist nun wieder die Selbstversorgerin der kleinen Familie. Sie ist sehr dankbar, dass wir ihr diesen Schritt in die Unabhängigkeit mit der Übernahme der Ferienbetreuung möglich gemacht haben. 


Gemeinsam stark

Frau X. ist schwer erkrankt und hat sich nach langer Beziehungskrise von ihrem Partner getrennt. Jetzt ist ihr großer Wunsch, natürlich neben dem Gesundwerden, dass auch das jüngste Kind den Schulabschluss gut schafft. Ein Pate vom Projekt "Jugend in Arbeit" steht schon mit Rat & Tat zur Seite - doch es bedarf noch weiterer professioneller Nachhilfe bei schulischen Themen, so dass auch diese letzte Hürde auf dem Weg ins Berufsleben gemeistert wird. Gemeinsam mit der Mutter finanzieren wir die Nachhilfe und das Patenprojekt bietet Unterstützung bei den Bewerbungen um eine Lehrstelle. Weitere Hilfe können wir durch die tollen Sachspenden aus unserer "Boutique für das Leben" leisten, wie unser kleines Lager von einigen KlientInnen liebevoll genannt wird. Durch die Teilnahme an unserem Kleiderkreisel kann z. B. einiges an Geld beim Kleiderkauf gespart werden: Viele kommen zu uns, um zu klein gewordene, gut erhaltene Sachen gegen neue Lieblingsteile zu tauschen. 


Alle für einen

Bei einem der sechs Kinder der Familie E. wurde eine seltene Autoimmunerkrankung festgestellt. Nach langem Krankenhausaufenthalt wird es jetzt von den Eltern und Geschwistern daheim versorgt. Es wurden bereits viele Therapien und Heilansätze ausprobiert - zum Teil mit teuren Medikamenten und Naturheilmitteln. Hoffnung und Motivation sind groß, endlich das Richtige zu finden. Die Eltern bekommen bei uns Beratung und Unterstützung in Form von finanzieller Hilfe z. B. Zuschüsse für die Fahrtkosten zum Arzt. Mit Spielzeug und Büchern aus unserem Fundus wird es den Kindern nicht langweilig. 

Ein großer Schritt aus der Co-Abhängigkeit

Frau U. ist seit kurzem alleinerziehend mit ihren 3 Kindern, denn sie hat sich nach langem Zögern von ihrem alkoholabhängigen Mann getrennt. Wir verschaffen uns gemeinsamen einen Überblick und raten u. a., Unterhaltsvorschuss zu beantragen, denn den mündlich zugesagten Zahlungen kommt der Ex-Partner nicht regelmäßig nach. Durch ihren Migrationshintergrund gibt es auch viele offene Fragen zum Thema Integration, Jobs & Bewerben. Immer wieder bekommt Frau U. Absagen. Sie möchte gerne Arbeit finden, um finanziell unabhängig zu werden bzw. sich zu stabilisieren. Hier hören wir uns in unserem großen Netzwerk gerne für sie um. 



Und "plötzlich" war der Strom weg

Frau Y. war geschockt, als bei ihr der Strom abgeschaltet wurde - natürlich nicht von heute auf morgen, sondern nach etlichen Schreiben und Mahnungen des Stromanbieters. Sie hatte diese in gewisser Weise ignoriert, bzw. gehofft, sie könne die größere Nachzahlung doch noch leisten. Nachdem der Strom gekappt war, wendete sich Frau Y. an uns. Nach einem umfangreichen Beratungsgespräch, bzw. in Folge mehrere, haben wir ihre finanzielle Situation beleuchtet und nach Einsparungsmöglichkeiten gesucht, um weitere hohe Zahlungen zu vermeiden. Frau Y. hatte ihrer Tochter nicht "gebeichtet", dass der Strom abgeschaltet wurde, sondern es auf die Elektrogeräte geschoben und zunächst über die Nachbarschaft mit einem Kabel überbrückt. Wir haben gemeinsam mit der Stiftung Protegoon Frau Y. mit einem Darlehen unterstützt. An den Einsparungen wird von Frau Y. weiter "gearbeitet".


Starthilfe für den Neuanfang

Frau Z. möchte einen Schlussstrich unter ihre Vergangenheit ziehen - und damit ein Leben mit falschen Freunden und diversen illegalen Suchtmitteln an den Nagel hängen. Der Beginn eines Entzugs im betreuten Wohnen läutet den Startschuss für einen Neustart ein. Davor waren aber noch einige kleinere Herausforderungen zu meistern - nicht zuletzt wegen fehlender Kommunikation und verspäteter Rückmeldungen bei den Ämtern, wie uns Frau Z. gestand. Durch unsere guten Kontakte zum Jobcenter und anderen Ämtern konnten fehlende Unterlagen noch eingereicht werden, so dass der Umzug finanziert und organisiert werden konnte. Frau Z. hat sich sehr über unsere Hilfe gefreut und wir wünschen der Familie einen guten Neubeginn. Unser großes Anliegen ist die Hilfe zur Selbsthilfe, bzw. die Unterstützung zu einem selbstbestimmten Leben: So viel Unterstützung wie notwendig, so viel Eigeninitiative wie möglich. 


Unterstützung für den Vollzeitpapa

Bei Familie M. versorgt der Vater die vier kleinen Kinder zum Großteil alleine, da seine Frau psychisch erkrankt ist. Sie möchte so gern, kann aber aus eigener Kraft wenig zum Familienalltag beitragen. Ihre Verfassung ist stark tagesabhängig und immer wieder ist sie in verschiedenen stationären Therapien. Die beiden größeren Kinder aus ihrer ersten Beziehung sind zwar außer Haus – bräuchten aber eigentlich auch noch dringend die Unterstützung der Mutter. Die Familie lebt vom ALG II. Herr M. nimmt an Eingliederungsmaßnahmen der Arbeitsagentur teil. Dies ist allerdings nur vormittags möglich, da er sich danach um die Kinder kümmert. Aktuell lebt die  Familie knapp über dem Existenzminimum. Notwendige Ausgaben und Ausstattung für die Kinder unterstützt in dieser schwierigen Zeit die Rosenheimer Aktion, z. B. in Form von Einkaufsgutscheinen. 

Ein neues Zuhause

Frau W. hat lange unter dem aggressiven Verhalten ihres Mannes gelitten, immer in der Hoffnung auf ein normales Familienleben. Als der Vater dann auch versuchte, gegen die drei Kinder gewalttätig zu werden, ist Frau W. mit ihnen geflohen. Sie will sich jetzt eine neue Heimat für sich und ihre Kinder in Rosenheim aufbauen. Wir unterstützen sie mit regelmäßiger Beratung und finanzieller Hilfe z.B. bei den Mittagsbetreuungskosten. Bei der Einrichtung der neuen Wohnung sind hier auch Sachspenden besonders gefragt. Immer wieder kommt es vor, dass wir neuwertige Möbel oder Elektrogeräte angeboten bekommen, die wir dann an eine passende Familie weitervermitteln.