Da sein für Menschen in Not

Vor 30 Jahren wurde die Rosenheimer Aktion für das Leben gegründet

Vor 30 Jahren wurde die Rosenheimer Aktion für das Leben gegründet
Alfred Trageser, der Vorsitzende des Vereins Rosenheimer Aktion für das Leben e.V. ist sich sicher: Die Entscheidung damals, die Aktion zu gründen, hat sich bis heute als richtig erwiesen. Was uns nach wie vor ausmacht, ist das Dasein für Menschen in Not. Über 200 Mitglieder und Gäste feierten im Hotel zur Post in Rohrdorf das 30-jährige Bestehen des Vereins sowie das 10-jährige Jubiläum des bei der Aktion angesiedelten Schüler-Patenprojekts „Jugend in Arbeit“.


Seit dem 1. Dezember 1986 ist das Büro mit der Zimmernummer 1 im Rosenheimer Landratsamt die Anlaufstelle für Hilfesuchende. Für die beiden Geschäftsführerinnen Brigitte Plank und Manuela Damköhler ist die Beratung immer Hauptaufgabe geblieben. 72 Prozent ihrer Klienten sind Alleinerziehende, mehr als zwei Drittel der Hilfesuchenden sind Deutsche und bei einem Viertel bezahlt das Jugendamt das Kindergeld.

 


Besonders stolz sind Plank und Damköhler auf das Netzwerk, das sich über drei Jahrzehnte entwickelte. Ohne unser Netzwerk würde vieles nicht funktionieren, sind sich die beiden sicher. Die Rosenheimer Aktion für das Leben arbeitet mit allen sozialen Einrichtungen in Stadt und Landkreis Rosenheim wie Diakonie, Caritas, Arbeiterwohlfahrt, Kinderschutzbund, Schwangerschaftsberatungsstellen oder Suchtberatung zusammen. Zum Netzwerk gehören aber auch alle Sozialämter in den Gemeinden und im Landkreis, die Jugendämter in Stadt und Landkreis, das Jobcenter, die Tafeln, die Schulen und zahlreiche weitere soziale Stiftungen und Vereine.

 



Weil eine Hilfeleistung in der Not auch immer mit Geld zu tun hat, sind neben den Mitgliedern auch die Förderer wichtige Bausteine im Netzwerk der Rosenheimer Aktion. Stellvertretend für alle Unterstützer bedankte sich der Vorsitzende der Aktion, Alfred Trageser, beim Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Rosenheim Alfons Maierthaler und seinen Leuten. Über die Sparkassenstiftung wurde beispielsweise das Schüler-Patenprojekt „Jugend in Arbeit“ mit 450.000 Euro gefördert.

 



Begleitet vom Leiter des Kreisjugendamtes Rosenheim, Johannes Fischer, sowie von Hans Mitterer und Astrid Langenegger, den Geschäftsführern der „junge arbeit“ in Rosenheim entwickelte sich das Patenprojekt zu einem der größten in Bayern. Silvia Schütz und Regina Haidn, die das Patenprojekt zusammen mit Kerstin Stock hauptamtlich unterstützen, stellten die Erfolgsgeschichte vor. Mehrfach nahmen sie das Wort „erstaunlich“ in den Mund. Ausgehend von pubertierenden Jugendlichen mit schlechten Noten, keiner Ahnung vom Berufswunsch und möglicherweise noch einem schwierigen Umfeld, fühlten sich erstaunlicherweise viele angesprochen, als Paten zu helfen. Erstaunlich auch, wie viel Vertrauensvorschuss die Paten den Jugendlichen geben.

 


 
211 Paten haben sich inzwischen in 15 Regionalgruppen organisiert. Sie begleiten die Jugendlichen über mehrere Jahre, häufig von der achten Klasse bis zum Ende der Ausbildung oder von zwei abgebrochenen Ausbildungen. Nicht immer erreichen Pate und Jugendlicher ihr Ziel. In etwa zwei Drittel bis drei Viertel aller Fälle gelingt es, einen erfolgreichen Schulabschluss und eine Ausbildung zu schaffen, einschließlich gesteigertem Selbstbewusstsein und stärkerer Motivation.

 


 
Die sozialen Herausforderungen der kommenden Jahre beleuchtete anschließend Landrat Wolfgang Berthaler. Er ist überzeugt davon, dass wir für die Menschen Ansprechpartner sein werden, von der Wiege bis zur Bahre. Allein im Jugendamt wurde das Personal in den vergangenen acht Jahren um 30 auf jetzt gut 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgestockt. Und das werden noch mehr werden, prognostizierte der Landrat.


Als Beispiele für die Herausforderungen der Zukunft, nannte Berthaler den sozialen Wohnungsbau, den Ausbau der Kindertagesbetreuung, die Errichtung eines Hospizes sowie die Integration von anerkannten Flüchtlingen. Derzeit werden rund 900 junge Asylbewerber in 45 Klassen unterrichtet. Der Landrat schätzt, dass nur 20 bis 30 Prozent einen Schulabschluss schaffen werden. Es wird notwendig sein, so Berthaler, Zwischenabschnitte in der Ausbildung zu schaffen, ohne die Qualität der Ausbildung zu verändern. Damit Integration möglich ist, muss es gelingen, eine Perspektive aus Sicht der Flüchtlinge zu schaffen.


Beim sozialen Wohnungsbau sieht der Landrat dringenden Handlungsbedarf. Vor 10 Jahren gab es noch 1.023 Sozialwohnungen im Landkreis, heute sind es noch 493. In erster Linie sind zwar die Gemeinden gefordert und der Landkreis soll sich heraushalten, aber wir werden uns in Ansprache mit den Kommunen einbringen, kündigte Berthaler an.



Anton Heindl, Rosenheims zweiter Bürgermeister, lobte die Rosenheimer Aktion in seinem Grußwort als wichtigen Bestandteil unseres sozialen Gefüges. Der Mensch mit seinen unterschiedlichen Bedürfnissen steht im Mittelpunkt des Handelns. Und ganz persönlich meinte Heindl abschließend, Kinder sind unser Glück und unsere Zukunft, deshalb lasst uns alles unternehmen, damit es unseren Kindern gut geht.


 

Die Rosenheimer Aktion für das Leben begann vor 30 Jahren mit dem Ziel, Schwangere zu beraten und ihnen Hilfe zu leisten. Der damalige Landrat Dr. Max Gimple sagte: Es kann nicht allein Aufgabe des Staates sein, schwangeren Mädchen und Frauen in einer Konfliktsituation zur Seite zu stehen. Jeder ist hier gefordert, Verantwortung zu übernehmen. Obwohl der Sozialstaat ab Mitte der 1990er Jahre ausgebaut wurde, war weiterhin Hilfe für Eltern und Kinder in unterschiedlichsten Lebenslagen, ob in finanzieller oder sozialer Not, notwendig. Mehr als 26 Jahre war Ursula Bichler als Geschäftsführerin Herz und Seele der Rosenheimer Aktion. Vor vier Jahren übernahmen Brigitte Plank und Manuela Damköhler diese Aufgabe.